Es ist 7 Uhr morgens und mein Telefon klingelt.

Gerade hatte ich meine jüngere Tochter zum Aufwachen gestillt, jetzt ist sie ausgeschlafen und satt, beste Voraussetzungen also für eine bevorstehende Geburt, für die ich als Geburtsfotografin eine Zeit lang fort sein werde.

Ich gehe ans Telefon und eine kurze Konversation beginnt:

„Die Wehen sind jetzt ziemlich stark.“ höre ich meine Freundin sagen, und es ist nicht zu überhören, dass sie schon ganz im Geburtsmodus angekommen ist.
„Möchtest, du dass ich jetzt komme?“ frage ich sie.
„Ja, bitte.“

Wir standen schon am Tag zuvor regelmäßig in Kontakt, wo sich die Geburt langsam angekündigt hatte, und so bin ich in gewisser Weise auf diesen Moment vorbereitet. Trotzdem ist es aufregend für mich, nun tatsächlich Teil dieses so besonderen Ereignisses zu sein.
So schnell ich kann flitze ich ins Bad, ziehe mich an und verabschiede mich auch schon von meinen Töchtern und meinem Mann. Meine Tasche ist schon seit einigen Tagen fertig gepackt, mit allem was ich brauche und benötigen könnte. So habe ich neben meiner Kamera und dem Zubehör auch ein paar Snacks, meine Zahnbürste und Wechselkleidung dabei. Eine Geburt kann sehr lange dauern, und da will ich für alles gewappnet sein.
Dass diese Geburt schnell und einfach verlaufen wird, weiß ich zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Ich mache mich mit dem Fahrrad auf dem Weg zu meiner Freundin. Glücklicherweise wohnt sie nur ein paar Straßen von mir entfernt und ich bin innerhalb von wenigen Minuten bei ihr.

7:15 Uhr komme ich am Haus meiner Freundin an und klingel. Mir wird aufgemacht und ich steige die schmale Holztreppe hoch in den ersten Stock. Es ist ruhig und im abgedunkelten Raum kniet meine Freundin im Vierfüßler auf eine Matratze gestützt und veratmet leise ihre Wehen. Ich komme erstmal an, begrüße sie leise und fühle mich in den Raum ein.
Ich versuche herauszufinden, wie weit der Geburtsprozess bei meiner Freundin fortgeschritten ist, denn die Hebamme ist bisher noch nicht da. Meine Freundin ist jedoch mit ihrer Konzentration sehr bei sich und während der Wehen so ruhig, dass ich es schwer einschätzen kann. Kurz darauf sagt sie mir, dass sie bereits einen Pressdrang verspürt.

Dann muss ein Positionswechsel her. Meine Freundin und ihr Partner siedeln über ins Wohnzimmer und finden schnell eine für sie gute Position auf einem gepolsterten Stuhl. Die beiden sind ein gutes Team.
Seit meiner Ankunft sind erst wenige Minuten vergangen und ich mache meine Kamera bereit. Es ist die erste Geburt nach meinen eigenen zwei Geburten, die ich so intensiv miterleben darf, und Erinnerungen kommen hoch.
Ich schieße ein erstes Foto durch die offene Tür.

Inzwischen spüre ich, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis das Baby geboren wird, und ich merke, dass ich nicht nur die Rolle der Geburtsfotografin einnehmen kann, sondern mehr Unterstützung benötigt wird.
Also laufe ich zu den bereitgelegten Utensilien für die Hausgeburt und breite die Folie und Unterlagen auf dem Teppich vor dem Stuhl aus. Auch die Handtücher lege ich zurecht. Meine Freundin gebärt ganz leise den Kopf des Babys und wenn ich es nicht gesehen hätte, hätte ich es sicher nicht mitbekommen, so friedlich und sanft bringt sie ihr Baby zur Welt. Schnell mache ich ein Foto, denn der Kleine hält die Hand an seinem Köpfchen und wird in einer Glückshaube geboren, die Fruchtblase ist also noch intakt um das Köpfchen herum. Das ist sehr selten und man sagt solchen Babys besonderes Glück nach.

In diesem Moment klingelt es und ich öffne der Hebamme noch schnell die Tür. Es ist kurz nach halb 8.

„Jemand muss ihn auffangen.“ sagt meine Freundin ganz ruhig, und durch ihre innige Position haben weder sie noch ihr Partner ihre Arme in der Nähe. Als wäre es das natürlichste der Welt knie ich mich neben sie und halte mich bereit. Ganz langsam wird der kleine Mensch geboren und ich halte ihn mit einem kuscheligen Handtuch in meinen Händen. Dort liegt er eine gefühlte Ewigkeit, bis meine Freundin ihre Position soweit verändern kann, dass ich ihr ihren Sohn durch ihre Beine hindurch reichen kann.

Und da ist aus einem Paar eine Familie geworden. Staunend und ruhig wird der neue Erdenbürger zum ersten Mal begutachtet, gehalten und gerochen.
Es ist ein absolutes Wunder.

Weil meine Freundin in ihrer Position zu schnell Blut verliert, hilft die Hebamme ihr zum Sofa, wo sie sich hinlegen und erholen kann.

Nach einer Zeit des Ankommens und Kuschelns wird der kleine P. das erste Mal gestillt. Dann wird die Plazenta geboren. Die Hebamme achtet auf Mutter und Baby und ich hole Wasser und etwas zu Essen für meine nun hungrige Freundin. Sie soll viel trinken, um den Blutverlust auszugleichen. Auch soll sie versuchen ihre Blase zu leeren, damit sich die Gebärmutter schneller zusammenziehen kann.

Die U1 wird von der Hebamme auf dem Sofa durchgeführt, direkt neben den neuen Eltern. Das Baby wird untersucht, Größe und Gewicht werden bestimmt und im Anschluss die Plazenta eingehend untersucht.
Diese hat eine ganz außergewöhnliche Form – sie besteht aus zwei fast getrennten Teilen.

Der Vater des Babys hält die ganze Zeit während der Untersuchung den Kontakt zu seinem Sohn und beruhigt ihn ganz intuitiv.

Der kleine P. wird zum ersten Mal angezogen und ich darf ihn erneut halten, während sein Papa das Bett bereit macht. Die frisch geborene Mama entspannt für einen Moment in der Badewanne, bevor es dann zum Kuscheln zu ihrem Baby in das Wochenbett geht.

 

Ich spreche noch mit der Hebamme über meine Geburtsfotografie und fahre dann ganz dankbar und selig nach Hause, wissend, dass ich einen Beruf gefunden habe, der mich sehr glücklich macht.

Diese Geburt war so schön, selbstbestimmt und friedlich. Alles lief rund und leicht und ich werde mich für immer mit der Familie verbunden fühlen.

Ich bin Nele

Geburtsfotografin im Raum Hildesheim, Hannover, Goslar, Braunschweig und Umgebung.

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