Es ist 2 Uhr in der Nacht und das Klingeln meines Telefons weckt mich.
Im ersten Moment bin ich verwundert, denn ich bin offiziell erst seit vier Tagen in Rufbereitschaft und habe nicht so bald mit einem Geburtsbeginn gerechnet, auch wenn ich mich schon seit vielen Tagen bereit halte. Erst am Vortag war ich bei der Familie Zuhause, um noch Babybauch Fotos aufzunehmen. Das war wohl ein gutes Timing.
Am Ende des Hörers höre ich die Stimme des werdenden dreifach-Vaters. Er klingt sehr entspannt, möchte mich nur informieren, dass die Geburt losgeht und ich mich bereithalten solle. Ich frage nach wie er die Lage einschätzt und ob ich mich schon auf den Weg machen soll. Seine Frau, die im Hintergrund zuhört sagt, das bräuchte ich noch nicht, aber er gibt mir zu verstehen, dass ich mich doch besser schon auf den Weg machen solle.
Also ziehe ich mich zügig an und mache mich auf den Weg zum Geburtsort. Es ist meine erste Geburt, zu der ich mit meinem Wohnmobil anreise, aber diesmal werde ich den mobilen Schlafplatz nicht brauchen.
Ich betrete das Haus als L. gerade in den Geburtspool steigt, der im Wohnzimmer aufgestellt ist. Es ist ruhig, die Kinder schlafen und es leuchten ein paar Lichter. Eine Wärmelampe ist auf den Pool gerichtet.
Für mich ist es immer wieder faszinierend schön zu sehen, wie sehr eine gebärende Frau bei sich sein kann, wie konzentriert und in ihrer Mitte ruhend, sie mit den heranrollenden Wehen umgehen kann. L wird während dessen von ihrem Partner unterstützt und auch ihre Mutter ist da, um im Fall der Fälle für die Kinder da sein zu können.
Es vergeht nicht viel Zeit, da trifft die Hebamme mit einer Hebammenschülerin ein. Es werden Herztöne gemessen, ein Notizen gemacht und die Stimmung ist angenehm entspannt.
L.s Wehen werden intensiver und bereits kurz nach 4 Uhr ist klar, dass es nicht mehr lange dauern wird. Dann ist auch schon das Köpfchen geboren und die kleine Malu schwimmt über und über mit einer dicken Schicht Käseschmiere bedeckt in die Arme ihrer Eltern.
Wir alle bestaunen die kleine Malu und selbst die Hebamme ist fasziniert von der vielen Käseschmiere. Dann geht es für Mama und Baby mit ein bisschen Unterstützung rüber zum Sofa, wo sie bequemer kuscheln und das erste Mal stillen können.
Als hätten sie es gespürt werden nun auch Malus ältere Geschwister wach und bestaunen noch ganz verschlafen ihre kleine Schwester.
Dieses friedliche Ankommen und Aufgenommen werden im Kreis der Familie ist für mich immer wunderschön mit anzusehen und bei dieser Geburt habe ich es ganz besonders schön in Erinnerung.
Dann wird die Plazenta geboren und nach dem Durchtrennen der -inzwischen auspulsierten- Nabelschnur eingehend untersucht. Im Anschluss folgt die U1 des Babys.
Draußen geht langsam die Sonne auf und es zeigt sich ein strahlend blauer Himmel. Den Morgen umgibt eine gewisse Magie und an Schlaf ist natürlich auch für die größeren Kinder überhaupt nicht mehr zu denken.
Sie sind ganz verzaubert von ihrer kleinen Schwester, ertasten und bekuscheln sie und helfen beim Anziehen. Wer kann da auch wiederstehen, bei so viel Flauschehaar und den kleinen Händen?
Bei wunderschönem Wetter verlasse ich gegen 6:30 Uhr das Haus, überglücklich und erfüllt, von dieser friedlichen und selbstbestimmten Hausgeburt.
Ich bin Nele
Geburtsfotografin im Raum Hildesheim, Hannover, Goslar, Braunschweig und deutschlandweit.