(Anmerkung: Die hier gezeigten Fotos sind keine professionellen Fotos einer Geburtsfotografin. Sie wurden während der Geburt meiner zweiten Tochter von meinem Mann und der Hebamme mit dem Handy aufgenommen und anschließend von mir bearbeitet. Gerne hätte ich eine Geburtsfotografin dabei gehabt, doch zu dem Zeitpunkt habe ich hier in meiner Stadt keine gefunden.)

Nachdem meine erste Tochter sich mit der Geburt Zeit gelassen, und erst 18 Tage nach dem errechneten Geburtstermin auf die Welt kam, gehe ich auch in meiner zweiten Schwangerschaft von einem späten Geburtsbeginn aus. Umso überraschter bin ich, als ich bereits vier Tage vor dem Termin deutliche Anzeichen auf einen Geburtsbeginn spüre. Es ist der Tag, an dem ich ganz bewusst für mich feststelle, dass nun alles für die Geburt vorbereitet ist.

Oft habe ich in anderen Geburtsberichten gelesen, dass die werdende Mutter noch bei Wehenbeginn in die Stadt oder einkaufen geht. Das wäre nichts für mich, dachte ich. Doch als die Wehen regelmäßiger werden, zieht es auch mich noch einmal zum Supermarkt, um unseren doch etwas leeren Kühlschrank zu füllen. Immer wieder muss ich in den Gängen und an der Kasse stehen bleiben, um Wehen zu veratmen. Und die Gewissheit wächst, dass es wirklich soweit ist und mein Baby zu uns kommen möchte. Dabei habe ich auf Geburt gerade so gar keine Lust.

Ich informiere meinen Mann und meine Mutter, dass es möglicherweise schon in dieser Nacht soweit sein wird. Meine zu dem Zeitpunkt fast 3 jährige Tochter wird in der Nacht tief und fest schlafen, doch sollte die Geburt länger dauern, wird meine Mutter kommen, um sie zu betreuen.

Spät am Abend kommt mein Mann mit der Folie des Geburtspools in das Wohnzimmer und ich freue mich darüber, dass er mitdenkt und den Pool schon aufbauen möchte. Doch er hat den Ernst der Lage noch gar nicht realisiert und teilt mir mit, dass er eine neue Folie bestellen will, da diese nicht ganz sauber geworden ist (wir hatten sie schon bei der Geburt unserer ersten Tochter benutzt und danach gereinigt). An meiner belustigten Reaktion merkt er schnell, dass es zu spät ist um noch eine Folie zu bestellen, und wir entscheiden uns, das Wasser später ohne Folie einzulassen.

Die Wehen kommen regelmäßig und ich komme sehr gut mit ihnen zurecht. Ich verspüre keine Schmerzen. Aber schlafen kann ich nicht mehr. Meinen Mann und unsere größere Tochter liegen in ihren Betten und ich genieße es, in der dunklen Wohnung ganz für mich zu sein. Da sind wir also, mein Baby und ich, und haben uns auf die Reise gemacht.

Ich merke, dass die Wehen intensiver und in kürzeren Abständen kommen, wenn ich mich bewege, und so laufe ich immer wieder durch die gesamte Wohnung. Unsere Türen sind im Badezimmer schmaler als im Rest der Wohnung und ich stütze mich dort immer wieder gegen die Türrahmen, wenn eine Wehe heranrollt. Auch auf der Toilette kann ich die Wehen gut veratmen.

Um 4 Uhr rufe ich die Hebamme an und wir einigen uns, dass wir nun stündlich in Kontakt bleiben. Sie plant gegen 8 Uhr zu kommen, es sei denn ich brauche sie früher. Auch meine Mutter ist schon wach und wir beschließen, dass sie gegen 7 kommen soll, um da zu sein, wenn meine Tochter aufwacht.

Meinen Mann wecke ich nun auch. Er soll den Geburtspool aufbauen.

Ich genieße die Ruhe und Dunkelheit um mich herum so sehr, dass ich es fast schade finde, als die Sonne aufgeht und wieder Leben in die Wohnung kommt. Meine Mutter trifft ein und wartet im Nebenzimmer, bis meine große Tochter aufwacht. Ich möchte einfach noch einen Moment für mich sein und mich nicht unterhalten. Die Gesellschaft meiner Tochter genieße ich aber sehr, als sie aufwacht und kurz überlege ich, ob sie nicht bleiben sollte. Sie findet alles sehr spannend, freut sich auf ihre kleine Schwester und spielt mit dem Wasserschlauch, der den Pool befüllt, während ich ein wenig frühstücke. Es ist eine ganz besondere, fast schon heilige Stimmung und ich erinnere mich später gerne an diesen Moment zurück.

Wir entscheiden uns dann doch, dass meine Mutter unsere Tochter mit zu sich nimmt, da nicht abzusehen ist, wie lange die Geburt noch dauern wird.

Kurz darauf trifft die Hebamme ein. Sie beobachtet mich eine Weile, hört mit dem Hörrohr nach den Herztönen und macht sich einen Kaffee. Auch untersucht sie meinen Muttermund, der zu dem Zeitpunkt etwa 3cm geöffnet ist. Ich nehme mir vor mich von der Zahl nicht beeinflussen zu lassen, bin aber doch ein klein wenig enttäuscht.

Dann besprechen wir, dass die Hebamme eine Runde spazieren geht, da sie die ganze Nacht bei einer Geburt war. Mir ist das Recht und ich genieße die Zweisamkeit mit meinem Partner.

Während meiner ersten Geburt lag ich fast die ganze Nacht im Geburtspool und habe es sehr genossen. Diesmal zieht es mich nicht wirklich ins Wasser, aber da nun alles bereit ist, probiere ich es mal aus.
Eine Zeit lang bleibe ich im Pool, doch mein Gefühl bestätigt sich; es scheint für diese Geburt nicht der richtige Ort für mich zu sein. Ich finde keine angenehme Position und die Abstände der Wehen werden größer.

Als ich den Pool verlasse kommt auch die Hebamme zurück. Ich sage ihr, dass sie sich im Nebenzimmer schlafen legen kann und ich sie wecken werde, sobald die Wehen wieder stärker werden. Weil Laufen und Stehen die Geburt wieder in Fahrt bringt, möchte ich mich anziehen und mit meinem Mann eine Runde in den Garten gehen. Doch soweit kommt es gar nicht, denn schon beim Laufen in der Wohnung kommen die Wehen wieder deutlich stärker und regelmäßiger.

Ich beschließe, ein wenig für mich zu sein, mein Mann holt derweil auch noch ein bisschen Schlaf nach. Ich nehme verschiedene Positionen ein, lehne mich wieder an die Türrahmen, hänge mich zwischen zwei Stühle und kreise mein Becken auf dem Pezziball. Noch immer fühle ich keinen Schmerz, dafür die Kontraktionen meines Bauches und mein strampelndes Baby. Ich weiß, alles ist gut und nehme immer wieder bewusst Kontakt zu ihr auf.

 

Inzwischen ist es Nachmittag geworden und ich merke den fehlenden Schlaf. Um mich etwas auszuruhen, lege ich mich seitlich auf das Sofa. Jetzt sind die Wehen so intensiv, dass ich mich an den Sofakissen festkrallen muss und ich bitte meinen Mann, die Hebamme zu holen.

Sie spricht mit meinem Mann, dass er das Wasser im Pool wieder erwärmen muss, wenn ich das Baby dort bekommen möchte. Bevor ich etwas sagen kann ist er schon unterwegs, und lässt über den Schlauch Wasser ab, um neues nachzufüllen.

Ich weiß schon, dass ich es nicht mehr in den Pool schaffe.

 

Dann geht alles ganz schnell. Von einem Moment auf den anderen spüre ich, wie das Köpfchen in den Geburtskanal eintritt, es brennt und nun spüre ich den Drang zu pressen. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, so wenig wie möglich mitzuschieben, doch es ist wie bei meiner ersten Tochter – unmöglich diesem Druck nicht nachzugeben. Mein Mann ist noch immer mit dem Pool beschäftigt, die Balkon- und Haustüren stehen offen, doch das ist mir alles egal. Ich versuche irgendwie meine Hose auszuziehen. Die Hebamme hilft mir dabei und als mein Mann wieder in die Nähe kommt, rufe ich ihm zu, dass er bleiben soll. Wir bekommen jetzt hier ein Baby, auf dem Sofa!

Ich falle ein bisschen aus meiner Mitte und leide. Wieso zum Geier wollte ich DAS nochmal erleben? Ich möchte das nicht, ich kann das nicht, und niemals werde ich es schaffen jetzt durch diese Empfindungen zu gehen. Dennoch weiß ich, es kann mir niemand abnehmen. Meine erste Geburt holt mich wieder ein, in der sich diese Phase über Stunden hingezogen hatte. Ich äußere meine Sorgen, dass es diesmal genau so sein könnte, doch mein Mann beruhigt mich. Er sagt, das Köpfchen sei schon so weit zu sehen, es ginge viel schneller als beim letzten Mal. Da wir keinen Spiegel haben, bitte ich die Hebamme, ein Foto für mich zu machen. Ich bin so damit beschäftigt mich mit beiden Händen am Sofa festzuhalten, dass ich nicht nach unten greifen kann. Dann legt die Hebamme unsere Handtücher neben mich und ich begreife, dass es nun wirklich nicht mehr lange dauern wird, bis ich mein Baby sehe.

Nach wenigen Minuten wird auch schon das Köpfchen geboren. Was für eine Erleichterung! Unsere Tochter hat eine Glückshaube, das heißt die Fruchtblase ist noch intakt um ihren Kopf herum. Die Hebamme öffnet sie, um die Nabelschnur, die um den Hals gewickelt ist, zu entwirren. Ich sehe nur ganz viele Haare und bin jetzt schon erleichtert. Ich weiß, gleich ist es geschafft.

Mit der nächsten Wehe wird meine Tochter geboren. Ich greife nach ihr und die Hebamme hilft mir, sie neben mich zu legen. Wahnsinn, sie hat schon so viele Haare! Dieser Moment ist einfach unglaublich schön. Neun Monate habe ich sie unter meinem Herzen getragen und wusste nicht, wie sie aussieht. Jetzt ist da dieser perfekte kleine Mensch, der uns ein zweites Mal zu Eltern macht.

Wir können nichts anderes tun, als sie zu bestaunen.

Die Stunden nach der Geburt vergehen unglaublich schnell, ohne dass wir es merken. Die Plazenta wird geboren und wir kuscheln, bestaunen unsere Tochter und ich biete ihr meine Brust an. Das Stillen klappt von Anfang an sehr gut und sie saugt so viel zärtlicher an der Brust, als meine ältere Tochter, die zu der Zeit auch noch ab und zu gestillt wird.

Etwa zwei Stunden nach der Geburt entscheiden wir, abzunabeln. Es war mir wichtig, dass die Nabelschnur komplett auspulsiert, und das ist sie auf jeden Fall. Ich habe ein Nabelschnurbändchen gehäkelt, das die Hebamme nun um die Nabelschnur knotet. Mein Mann schneidet sie durch.
Danach darf er unser Baby zum ersten Mal wickeln und anziehen, während meine Geburtsverletzung versorgt wird.

Gegen Abend wird unsere ältere Tochter von ihren Großeltern nach Hause gebracht. Sie freut sich so sehr, ihre kleine Schwester kennen zu lernen, und singt ihr ein Geburtstagslied.

Als wir an diesem Abend alle gemeinsam im Bett liegen, muss ich immer wieder daran denken, dass ich nun Mama von zwei Töchtern bin.
Es fühlt sich mehr als stimmig an.
Wir sind dankbar und überglücklich, dass du bei uns bist, kleine E.!

Ich bin Nele

Geburtsfotografin im Raum Hildesheim, Hannover, Goslar, Braunschweig und DEUTSCHLANDWEIT.

Möchtest du die Geburt deines Kindes fotografisch festhalten?

Dann nimm gerne Kontakt zu mir auf und wir besprechen deine Wünsche in einem gemeinsamen Vorgespräch.


Von Mai bis Oktober bin ich deutschlandweit verfügbar.